Auch nach Beschaffung und Inbetriebnahme der Deutz Loks VL 0634 und VL 0635 blieb der Bedarf an weiteren Motorlokomotiven bei der WLE hoch. Der vollständige Verzicht auf Dampflokomotiven konnte noch nicht erreicht werde. So wurde weiterhin nach möglichen Gebrauchtkäufen gesucht.

Fündig wurde man wieder bei KHD selber. Eine am 30. April 1962 an die Hörder Hütten Union in Dortmund gelieferte Lok war 1969 mit einem Motorschaden an den Hersteller zurück gegeben worden. Diese Lok gehörte noch zu der ersten Generation der DG 1000 / 1200 BBM. Diese unterschied sich von der zweiten Generation (z. Bsp. VL 0635) durch einen anderen Kühleraufbau mit großem, offenen Kühlergrill am langen Vorbau, längerem Achsstand in den Drehgestellen und u. a. durch ein Führerhaus mit schräg stehenden Vorderseiten.
Nach Reparatur, Anpassungen an den Betrieb und Lackierung in WLE – Blau konnte die Lok 1970 in Betrieb genommen werden.
Betriebseinsatz

Am 5. April 1970 wurde der DGEG Sonderzug von der Ruhrtalbahn zwischen Brilon Stadt und Wamel befördert. Einer der ersten Lokeinsätze bei der WLE.
In der ersten Zeit war VL 0636 in den Dienstplänen der anderen Deutz Maschinen zwischen Warstein und Neubeckum im Einsatz.


Da sich aber, trotz höherem Dienstgewicht, die fehlenden 200 PS in diesen Diensten schmerzlich bemerkbar machten, wurde die Lok in Münster Ost beheimatet und dort, abwechselnd mit VL 0651, zur Stammlok.



Der Umlauf sah drei Zugpaare zwischen Münster und Neubeckum vor: Ab etwa 4 Uhr mit Personen- und Güterwagen von Münster nach Neubeckum, zurück mit dem Schülerzug, Ankunft in Münster gegen 7.30 Uhr. Über Mittag mit dem Nahgüterzug nach Neubeckum und zurück, rangieren auf allen Unterwegsbahnhöfen. Und ab 17.35 Uhr mit dem Personenzug nach Neubeckum und zurück mit einem meist gut ausgelasteten Güterzug.
Bis zum Ende 1971 gehörte noch ein viertes Güterzugpaar in den Umlauf. Die Dg 7194 und 7193 beförderten die Zementkugelwagen von Erwitte nach Goor in Holland auf dem Abschnitt Neubeckum – Münster. Hierzu mehr in dem Beitrag „Zement in Kugeln“.

Aber auch die Beförderung es letzten Personenzuges auf der WLE am Abend des 28. September 1975 gehörte zu den Aufgaben der VL 0636, hier bei Gremmendorf
Nach Einstellung der Personenzüge reichte eine Lok in Münster Ost aus. Morgens wurden die Anschließer in Münster und Umgebung bedient, Mittags mit dem Nahgüterzug nach Neubeckum gefahren. Bei hohem Aufkommen gab es auch besonders eingelegte Züge.


Ansonsten war viel Rangieren in und um Münster angesagt.




Auffällig ist die hohe Anzahl der Kühlwagen. Diese brachten frisches Obst (z. Bsp. Pfirsiche aus Südeuropa), manchmal auch Gemüse (Spargel aus Baden) zum Ratio Großmarkt in der Loddenheide oder zu Frugenta an der Hafenbahn.
Aber auch im Militärverkehr wurde VL 0636 zum Bereitstellen der Züge in der Loddenheide benötigt. Hier verluden neben der brit. Rheinarmee auch die Bundeswehr aus Münster-Handorf.

Verbleib
Nach vielen Hauptuntersuchnungen, Modernisierungen und Umbauten ist die Lok (VL 06) 36 bis heute bei der WLE im Einsatz.

Modell
Der von Jürgen Kuntze, (j.kuntze@gmx.de, [www.kunst-modell-sh.de] ) auf den Markt gebrachte 3D Druck stellt leider eine hybride Bauform der DG 1000/1200 BBM dar: Vorbauten der zweiten Serie, Führerhaus der ersten Serie, Sonnenblenden am Führerhaus, der Achsstand der Drehgestelle ist nicht definiert.
Es bleibt zu hoffen, dass sich in der Zukunft ein professioneller Modellbahnhersteller an diese Loktype herantraut.
Quellen:
Sammlung Christoph Riegel
Archive WLE, Lippstadt und Soest
Risse, Fiegenbaum, Klee, Krause, Die Diesellokomotiven und Triebwagen der WLE, DGEG Medien
FREMO WLE Zoom August 2021
Diverse Netzfunde